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Rückreise

Zu den Reichen und Abwesenden (Tag 9)

Die letzte Nacht im Nice Ways Hostel endet um 6.15 Uhr. Aufstehen, duschen, Sachen packen und pünktlich um 7 Uhr bei der Confeitaria "Bella Roma" etwas zum Frühstück zu bestellen - so unser Plan. Tatsächlich gelingt es uns, vor dem morgentlichen Berufsverkehr mit dem California durch die Innenstadt zur Autobahn zu gelangen. Unser Ziel ist es, am Abend im Raum San Sebastian - Biarritz zu sein. Ins Navi haben wir jedoch als Ziel "Zuhause" einprogrammiert. So technisch nüchtern wie solche Geräte nun einmal mit uns kommunizieren, kommt als Antwort: 2.319 km.

Im Norden Portugals herrschen an diesem Morgen Frostgrade. Auf Grund der Inversionswetterlage steigt der Rauch der überall qualmenden Feuer nicht in die Höhe, sondern verbreitet sich in den Tälern.

Nachdem wir nördlich von Chaves die Grenze nach Spanien überquert haben, geht es durch die südlichen Ausläufer der Cordillera Cantábrica.

Es ist bereits dunkel, als wir in der Nähe von Biarritz den Aire de Camping-Car in Soorts-Hossegor ereichen. Einfahrt erhalten wir über ein Buchungs- und Schrankensystem, wie wir es bislang nur von Parkhäusern kannten. Nur zwei der 85 Plätze sind belegt. Die Gemeinde soll etwa 3.900 Bewohner haben. Tatsächlich gibt es zahlreiche schicke Bungalows, die sich in die baumreiche Landschaft gefällig einfügen, in der Dunkelheit aber nur schemenhaft erkennbar sind. Am nächstnen Tag wird schnell klar, warum es im Dunkeln so dunkel war: Viele Häuser scheinen nur temporär, in der Saison bewohnt zu werden.

Nach einigem Suchen finden wir einen kleinen Bäckerladen mit einem einladenden Angebot an Croissants, Pain au Chocolate und Sandwichs. Der einzige Tisch im Laden ist von Einheimischen besetzt, so dass uns nur die regennasse Terrasse bleibt. Aber wir sind ja Camper und haben nach einer durchfrorenen Nacht auch nur einen kühlen Frühstücksplatz verdient.

Nach dem Frühstück müssen wir grundsätzlich entscheiden, in welche Richtung es gehen soll. Ursprünglich hatten wir die Idee, über Toulouse an die Rhône zu fahren, dann im Tal weiter nach Norden, um letztendlich über Basel zurück nach Deutschland zu kommen. Der Wetterbericht sagt jedoch Schneefälle für den Alpenraum voraus. Daher verwerfen wir den Gedanken. Eine Alternative könnte darin bestehen, in Tours nach Osten abzubiegen und sich auch der Burgbaustelle von Guédelon einen aktuellen Eindruck vom Arbeitsfortschritt zu verschaffen. Wir waren bereits vor Jahren einmal dort gewesen und von dem historischen Projekt absolut fasziniert gewesen. Der Guédelon-Internetseite müssen wir jedoch entnehmen, dass die Baustelle vor wenigen Tagen in die Winterpause gegangen ist. Deshalb entscheiden wir uns für die Strecke, über die wir bereits bei der Hinfahrt gekommen sind. Allerdings mit mehr Respekt von den Geschwindigkeitsbegrenzungen.

Unterm Eiffelturm campen (Tag 10)

Bislang hatten wir nur trockenes Wetter - je mehr wir uns Paris nähern, desto regnerischer wird es. Autofahren macht unter diesen Bedingungen nicht wirklich Spaß.

Bei Einbruch der Dunkelheit befinden wir uns rund 100 Kilometer vor Paris. Wieder sind grundsätzliche Entscheidungen zu fällen: Südlich von Paris bleiben, auch wenn es dort - so die Erfahrung der Hinreise - keine Campingplätze gibt? Im Berufsverkehr an Paris vorbeifahren, um im Norden der Seine-Metropole einen Übernachtungsplatz zu suchen? Oder direkt ins Herz der Großstadt fahren und den ganzjährig geöffneten Campingplatz "Bois de Boulogne" aufzusuchen? Die Entscheidung fällt zu Gunsten der komplett renovierten Vier-Sterne-Anlage, die sich auf einem sieben Hektar großen Parkgelände in Sichtweite des Eiffelturms befindet.

Die Strecke vom südlichen Autobahnring steht - der Begriff ist durchaus wörtlich zu nehmen - zu dieser Zeit voll mit Autos. Es regnet. Vor uns unzählbare rote Bremslichter. Auf der Gegenfahrbahn immer wieder die Blaulichter von Einsatzfahrzeugen, die sich durch den stockenden Verkehr kämpfen. Aber das Härteste sind die Motorrad- und Motorroller-Fahrer - viele von ihnen wohl auch Fahrerinnen -, die sich rasant und sehr geschickt entlang der Mittellinie durchkämpfen. Wir zollen ihnen einerseits unseren vollen Respekt für die Fahrleistungen, andererseits haben wir keinen Zweifel daran, dass es Verrückte sind.

Unser Ziel ist der Campingplatz "Bois de Boulogne". Er liegt in einem Park im Arrondissement XVI (Passy) im Westen von Paris. Der Ganzjahres-Campingplatz ist selbst zu dieser Jahreszeit sehr gut besucht. In wenigen Kilometern Entfernung sehen wir den beleuchteten Eiffelturm. Da wir es bereits in Porto mit eiffelischen Stahlkonstruktionen zu tun hatten und erst vor wenigen Jahren mit der ganzen Familie in Paris waren, verzichten wir auf einen abendlichen Ausflug dorthin. Stattdessen entscheiden wir uns für den Gang ins Büro - das "Au Bureau Suresnes" um genau zu sein. Hier - am westluichen Seine-Ufer und eigentlich schon außerhalb von Paris - werden nicht nur leckere Burger- und Croques-Gerichte serviert, sondern auch verschiedene Biersorten. Ein wunderbarer Ort, um den Tag ausklingen zu lassen.

Vigilance météorologique: Neige-verglas (Tag 11)

Der französische Wetterdienst sagt Schneefall und Glatteis für morgen voraus. Es stehe das erste Winterwochenende bevor, heißt es weiter. Unsere Überlegungen noch einen Tag in Paris zu bleiben oder einen anderen Ort anzufahren, erfahren dadurch einen Dämpfer. Wollen wir es mit einem geliehenen Fahrzeug und einem unbedingt einzuhaltenden Rückgabetermin riskieren, am Ende bei Schnee und unter Zeitdruck Kilometer herunterreißen zu müssen? Wir entscheiden uns dagegen und wollen versuchen, der Heimat möglichst nahe zu kommen bzw sie sogar im Laufe des Tages noch zu erreichen.

Im nagelneuen und beheizten (!) Sanitärgebäude des Campingplatzes "Bois de Boulogne" nehmen wir eine warme Dusche, verzichten auf das Frühstück und machen uns auf in den Pariser Berufsverkehr. Einmal um den "Arc de Triomphe de l’Étoile" fahren, dann raus aus der Stadt und irgendwo außerhalb in Ruhe frühstücken - so unser Plan.

Nach knapp fünf Minuten Fahrt sind wir tatsächlich auf der "Avenue Charles de Gaulle". Den neuen Triumphbogen "Grande Arche" haben wir im Rückspiegel und den alten sehen wir vor uns. Zumindest so lange wie wir uns auf dem parallel verlaufenden Park- und Zuliefererstreifen befindet. Das Bild ändert sich nach dem Versuch, auf die Hauptfahrstreifen zu wechseln. Wir geraten auf eine Wendeabzweigung und befinden uns schneler als wir denken können auf der Gegenfahrbahn. Jetzt haben wir den alten Triumphbogen im Rückspiegel und den neuen voraus. "So ein Sch...!"

Wir betrachten den ungewollten Richtungswechsel als Wink des Schicksals, verzichten auf die Umrundung des "Arc de Triomphe" und suchen den Weg Richtung Belgien. Gefrühstückt wird an einer Autobahn-Raststätte, die alles andere als einladend ist. Weiter geht es an Brüssel vorbei in Richtung Venlo. War Autobahnfahren in Frankreich, Spanien und Portugal eine Entspannungsübung, so hat uns jetzt die Hektik wieder. Spätestens nach der Rückkehr ins deutsche Autobahnnetz sitzt auch der Wahnsinn wieder mit auf dem Beifahrersitz. Volle Straßen, Stau ohne Ende, rücksichtslose Autofahrer. Der ganz normale deutsche Autobahn-Wahnsinn. Erst auf der A2 hinter dem Kamener Kreuz wird es etwas ruhiger. Zwischen Bielefeld und Bad Oeynhausen knacken wir die 5.000-Kilometer-Marke und ein wenig Stolz macht sich breit:

11 Tage, 5.000 km, kein Unfall, kein Streit. Wir sind ein gutes Team!

Sauber machen und volltanken (Tag 12)

Der französische Meteo hatte Recht ... Nachdem wir die Nacht nicht mehr im Hotel California, sondern im heimischen Bett verbracht haben, erwartet uns am Morgen tatsächlich der vorhergesagte Schnee. Die Entscheidung, auf eine weitere Übernachtung auf einem Stell- oder Campingplatz zu verzichten und nach Hause zu fahren, war daher wohl nicht ganz falsch.

Wir nutzen die Zeit, um den Bulli auszuräumen, zu saübern und zu betanken, damit wir ihn ohne Beanstandungen an camperdeal.de zurückgeben können. Schließlich würden wir bei einer kommenden Gelegenheit gerne wieder mit dem Hotel California durchs Land ziehen.